Darms - Antike Uhren

Haus der antiken Zeit
Ilanz, Schweiz

Wie kaufen wir unsere Uhren ein?

Diese Frage wird uns öfters gestellt, denn eines ist wohl offensichtlich:

Eine Fabrik Antiker Uhren - vielleicht in Ostasien - gibt es sicher nicht!

Zuerst muss man sich mal vor Augen halten, dass eine schöne Antike Uhr nicht nur heute einen erheblichen Wert darstellt. Ganz im Gegenteil war eine solche Uhr in früheren Jahrhunderten eine noch viel grössere Kostbarkeit und stand nur in grossen, wohlhabenden Bürgerhäusern oder in Schlössern. Eine solche Uhr wurde für Generationen einer Familie zum einzigen Zeitmesser und man gab sie - wenn man über das Geld verfügte - bei einem berühmten Uhrenbauer der damaligen Zeit in Auftrag.
Wenn man berücksichtigt, wie lange ein Uhrmachermeister an einem solchen Kunstwerk arbeiten musste und wenn man diese Zeit mit den heutigen Kosten einer Arbeitsstunde bewertet, bekommt man eine ungefähre Vorstellung, was die Anschaffung zum Beispiel einer grossen Standuhr für eine Familie bedeutet hat.

Die Uhr stand dann aber auch Jahrhunderte lang im Eingang des Hauses und gab den Tagesablauf vor.
Das Nachstellen der Uhr mit Hilfe des Zeitzeichens im Fernsehen klappte damals auch noch nicht so richtig. Vielmehr richtete man sich nach der jeweiligen Kirchturmuhr in der Nähe und die wiederum wurde nachgestellt mit Hilfe von Taschenuhren durchreisender Besucher, die Ihre Uhr gerade an der Kirche der nächsten Grossstadt nachgeregelt hatten.

Weil eine solche Uhr in früheren Jahrhunderten einen solchen Wert darstellte, war es schon damals ein beliebtes Hobby sehr reicher Leute, Uhren zu sammeln. Und solche Sammlungen wie auch Einzelstücke wurden wegen Ihres Wertes meist gut gepflegt und überdauerten so die Zeiten.

Da wir uns bemühen, unseren Kunden eine breite Palette verschiedener Antiker Uhren anzubieten, kaufen wir die Uhren natürlich auch aus ganz verschiedenen Quellen ein.

Da sind zum ersten Einzelstücke, die uns aus Haushalts-Auflösungen, nach Todesfällen und ähnlichem angeboten werden.
Diese Art des Einkaufs ist meist nicht sehr erfolgreich, weil die Meinungen über den Wert des Stückes oft auseinander gehen. Wenn der liebe Grossvater als junger Mann eine neue Uhr erworben hat, ist sie noch eine vergleichsweise "junge" Antiquität und wenn sie seit Jahrzehnten nicht überholt worden ist, ist ihr Zustand entsprechend.
Leider gibt es bei solchen Gesprächen oft enttäuschte Gesichter.

Eine weitere viel wichtigere Quelle sind unsere Einkaufsreisen durch Europa, wie wir sie jeden Herbst vornehmen. Natürlich kauft man eine "Morbier Uhr" am besten in Frankreich und eine altenglische Standuhr in Grossbritannien. Hier kennen wir eine Reihe von Erben ehemals grosser Schlösser, die eine wertvolle Uhrensammlung übernommen haben und diese nach und nach veräussern, um die Unterhaltskosten ihres Anwesens aufbringen zu können. Dort stehen oft unglaubliche Schätze zum Verkauf mit dem grossen Vorteil, dass wir uns selektiv die Uhren heraus suchen können, die wir in unserer Ausstellung derzeit am dringendsten brauchen. Nur sind diese Uhren oft leider sehr teuer.
 

Und dann gibt es manchmal noch spektakuläre Situationen, wie z. Bsp. die folgende:
Da ruft ein Uhrmacher-Meister an und fragt, ob wir Interesse an einer grossen Sammlung Antiker Uhren hätten. Er sei selbst kein Experte und wolle den Kauf nur vermitteln, aber es sei wirklich eine grosse Sammlung!
So führte denn der erste Weg zu unserer Hausbank, denn so etwas muss ja auch finanziert werden.
Und so ein Bank-Manager beleiht natürlich sehr gern ein Haus oder ein Auto aber Antike Uhren......... "Haben Sie nicht noch andere Sicherheiten?"
Nun, wir wurden uns schliesslich doch einig und machten einen Termin mit dem Uhrmacher-Meister, um den Verkäufer zu besuchen.

Ein höflicher älterer Herr empfing uns und führte uns gleich die Kellertreppe hinunter zu einem abgeschlossenen Raum. Wir sahen uns an und dachten beide "Dunkel, feucht, Rost, oh je!".
Er schloss die Tür auf und wir prallten förmlich zurück:
Im Licht der Kellerlampe glitt das Auge über Dutzende von Kartons und Kästen randvoll mit Uhrenteilen. Zeiger in einem Karton, eine Kiste mit Gewichten, Uhrengehäuse gestapelt, Pendel kreuz und quer durcheinander und dazu ein Berg von Kleinteilen, der überhaupt nicht zuzuordnen war - das perfekte Chaos.
Was war denn hier los????

Uns wurde erzählt, dass der gute Mann viele Jahre lang wie besessen Uhren gesammelt und damit einen grossen Teil seines Geldes ausgegeben hat. Und dann machte er den schrecklichen Fehler, sich scheiden zu lassen.
Nun hatte seine Frau Anspruch auf die halbe Sammlung. Die wollte er ihr aber ebenso wenig zukommen lassen wie einen entsprechenden Wertausgleich. Natürlich wurde ein Sachverständiger bestellt, um den Wert der Sammlung schätzen zu lassen und kurz bevor der kam, hat unser Verkäufer in einer Art Wut, Raserei oder was auch immer die ganze Sammlung systematisch zerstört.
Alle Uhren wurden auseinander geschraubt und alle Teile wurden gemischt wie ein Kartenspiel!

Der Sachverständige erklärte folgerichtig die Sammlung zu einem Haufen Uhrenschrott, aber der gute Mann hatte einen kleinen Fehler gemacht:
Er hatte die Teile nicht gekennzeichnet und nicht fotografiert.
Und nun stand er da selbst vor einem Puzzle aus mehreren tausend Teilen!

Wir atmeten erstmal tief durch und versuchten, einen kühlen Kopf zu behalten. Denn eines war klar:
Was hier lag, war momentan nichts, aber auch schon gar nichts wert!
Was hier lag, war in den Händen eines erfahrenen Experten ein Schatztruhe!

Nachdem mein Kollege und ich etwas nachgedacht hatten, versuchten wir mal ganz vorsichtig, einen Weg in dieses Labyrinth zu finden und kalkulierten, dass wir von den hier liegenden Schrottteilen aus etwa 100 Uhren mit viel Mühe vielleicht 60 Stück wieder zum Laufen bringen können müssten.

Der Rest ist schnell erzählt: Es fing ein grosses Verhandeln an, ein Schlüssel wurde übergeben, ein Transporter gemietet und jetzt liegen alle Kartons und Kisten in Ilanz ausgebreitet auf unserem Dachboden. Da wird dann in jeder freien Minute "gepuzzelt" und wenn eine Uhr wieder glücklich zusammengesetzt ist, geht sie in unsere Werkstatt oder in die unseres Kollegen und wird gründlich revidiert.

Wir hoffen, in einigen Jahren den Metallberg so verkleinert zu haben, dass nur noch der "echte Schrott" zur Entsorgung bleibt.

Ja, so kann man auch Uhren einkaufen!